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Inside the Box

 

 

Wir alle strukturieren unser Leben. Oft sinnvoll, manchmal zwanghaft, oft hilfreich, manchmal hinderlich, manchmal vorhersehbar, oft nicht. Davon können sich auch die tolerantesten Freigeister unter uns nicht ganz freisprechen. Wir sortieren unser Leben und unsere Mitmenschen ein. 

 

Outside the Box ist da oft nicht. 

 

Es geschieht unmerklich, bisweilen auch ohne Korrektur.

Eine Chance zum genaueren Hinschauen bieten zum Beispiel Veranstaltungen wie „25 Jahre Abitur“. Sie helfen uns dabei, leider auch ungefragt. 

 

Die Matrix solch einer Veranstaltung lässt uns spüren, dass das eigene Leben doch nicht in der Box geblieben ist, in der wir es unterbringen wollten, dass es Hürden bereitgehalten hat, von denen wir überzeugt waren, ihnen nicht zu begegnen. Die Zukunft hat sich eben doch meist nicht so viereckig und stringent wie eine Sparkassenwerbung entwickelt. Und, wir treffen auf Menschen, von denen wir überzeugt waren, auch ziemlich genau zu wissen, was aus ihnen werden würde.

 

Ganz klar Pustekuchen. 

 

Ja, es gibt sie, die Pärchen, die schon seit der elften Klasse zusammen sind und jetzt zwei wohlgeratene Kinder haben. Es gibt auch die, die immer schon Anwalt oder Arzt werden wollten und es tatsächlich wurden. Es gibt aber auch jene mit dem Einserschnitt, von denen wir dachten, sie würden mindestens mal bei der NASA arbeiten, die es für ihr Lebensglück jedoch deutlich besser fanden eine Schreinerlehre zu machen und sehr, sehr glücklich damit sind. Es gibt jene mit dem „Abitur so gerade eben“, 10 Wartesemestern und Zivildienst und die jetzt an HIV Medikamenten forschen. Oder jenen Stufenkollegen, nach eigener Bekunden! damals eher vom Typ Nerd, nicht schüchtern, aber auch nicht direkt vorne auf der Schulbühne, der die Hits für einige der erfolgreichsten deutschen Musiker komponierte und textete, wirklich, wirklich erfolgreich und wohlhabend wurde mit dem was er tut und mit seinen Gold- und Platin-Schallplatten einen wirklich beeindruckenden Wikipedia-Eintrag hat.

 

Will sagen, die Box im Kopf ist schon mal zu schell zu. 

 

Vor mehr als 17 Jahren bin ich, durch meine damalige Arbeit, in einem Comedy Seminar für Fernsehschaffende gelandet. Eine inhomogene Gruppe, über mehrere Tage. Neben mir saß ein sympathischer Mann, mein Alter, witzig, intelligent und wahnsinnig anstrengend. Nicht in einem unangenehmen Sinn, mehr so hyperaktiv. Immer mit Wortbeiträgen dabei, immer an der Rampe der Bühne. Ich weiß noch, dass ich damals dachte, das wird nix mit dem. Viel zu viel von allem. Viel zu laut. Ich weiß noch, dass ich mich damals fragte, warum der Mann mit dem schönen Namen, nicht in seinem akademischen Beruf arbeiten würde, denn im Gegensatz zu mir, hatte er etwas studiert, das auch meine Eltern als „etwas Ordentliches“ bezeichnen würden. Kurz gesagt, ich fand ihn nett, war mir jedoch sicher, nie wieder etwas von ihm zu hören.

 

Mein Sitznachbar war Dr. Eckard von Hirschhausen.